Mit Texten von: Ramona Gloria Ammann, Mischa Badasyan, Samantha Bohatsch, Jovin Brandherd, Joris Bas Backer, Martina Clavadetscher, Martin Frank, Rebecca Gisler, Casjen Griesel, Severin R. D. Hallauer , Selina Hauswirth, Joachim Helfer, Fabian Hischmann, Annette Hug, Kevin Junk, Darja Keller, Johannes Koch, Lou Meili, Lynn Takeo Musiol, Maurizio Onano, Sophie Reyer, Werner Rohner , Anna Rosenwasser, Konstanze Schnetzer, Eva Tepest, Ralph Tharayil, Felix Helmut Wagner, Mirjam Wittig, Ivna Žic, ZUCKERKLUB

Editorial

Queere Geschichten sind seltsamerweise keine Selbstverständlichkeit. Weder in der Literatur noch in der Gesellschaft. Dabei leben in Deutschland mehr Lesben als türkischstämmige Menschen, in der Schweiz mehr Leute mit gleichgeschlechtlichen Liebeserfahrungen als weisse männliche Rentner und in Österreich mehr trans Personen als 2018 Geflüchtete aufgenommen wurden.

In einer idealen Welt sind es aber nicht Zahlen, die darüber entscheiden, von wem erzählt, wer gesehen und wer gehört wird, sondern Neugier und Offenheit. Eine vielfältige Gesellschaft tauscht sich aus und versucht sich gegenseitig zu verstehen. Immer wieder von Neuem. Sie geht mit Vielfalt um.

Das heisst vor allem: Sie kann Widersprüche aushalten und sieht Reibung nicht als unüberwindbaren Widerstand, sondern als Herausforderung, die Wärme erzeugt.

Mit Glitter suchen wir die Kontroverse. Nicht die polemische, sondern die grundsätzliche. Denn das heisst für uns «queer»: Wir fordern die übermächtige Heteronormativität heraus, weil sie uns alle mit eiserner Faust im Griff hält: Queers genauso wie heterosexuelle cis-Menschen. Was für kinderlose Frauen der Druck ist, Kinder zu kriegen, ist für trans Menschen der Druck, sich zu outen. Was für Schwule der Druck ist, nicht zu tuntig zu wirken, ist für heterosexuelle Männer der Druck, «stark» zu sein. Was für Bisexuelle der Druck ist, sich zu «entscheiden», ist für Lesben der Druck, nicht unsichtbar gemacht zu werden.

Wir alle leben mit Normen, diesen tief verinnerlichten, althergebrachten Stimmen, die uns zuflüstern: Mach das so, nein, ganz bestimmt nicht so, du sollst nicht, du musst! Schäm dich!

Mit Glitter setzen wir uns über sie hinweg und suchen nach neuen, treffenderen, einzigartigen Stimmen. Als Ghostbuster unter den Literaturzeitschriften saugen wir die inneren Gespenster auf und entwerfen an ihrer Stelle neue, präzisere Sprachbilder. Denn das ist es, was Literatur kann: Worte und Sprache finden, um innere und äussere Welten in Einklang zu bringen und Schönheit zu schaffen.

Für die dritte Ausgabe von Glitter haben das 30 ausgezeichnete Autor*innen in vier Kurzgeschichten, einer Graphic Novel, einem Romanauszug, einem Essay, einem Emailwechsel, einem Theaterstück, einem Songtext, zwei Langgedichten und siebzehn Mikrotexten getan.

Viel Spass mit der ersten und einzigen queeren Literaturzeitschrift im deutschsprachigen Raum wünscht das Glitter-Team.

© Glitter – Die Gala der Literaturzeitschriften. Alle Rechte vorbehalten. 

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