Alles erlebt ein Revival: Cargo Pants, Vokuhila, Flanell-Shirts, Plateauschuhe und Poppers. Alles, außer der Summer of Love. Dabei wäre es doch gerade dieser, den wir so dringend nötig hätten, angesichts der Kriege, der Vertreibungen, der Nazi-Aufmärsche und dem Erstarken faschistischer und totalitärer Ideologien, der um sich greifenden Polarisierung und dem gezielt geschürten Hass auf die einen oder anderen: Eine Bewegung von Menschen, die sich für mehr Liebe einsetzt, ganz ohne Scham und über jegliche Grenzen hinweg.
Wir brauchen einen ganzjährigen Summer of Love!
Weil das Schüren von Angst und Hass ins Leere läuft, wenn mensch sich selbstsicher, gesehen, geborgen und zugehörig fühlt. Weil Hetze verstummt, wenn Leute nicht nach Liebe schreien müssen. Weil Liebe das Einzige ist, was gegen Gewalt und Spaltung hilft.
Ein Wesenskern queeren Handelns ist Herrschaftskritik. Kritik daran, was und wer vorherrscht – insbesondere was Geschlecht und Begehren angeht. Die diesbezügliche Gegenwartsdiagnose scheint offensichtlich: Das Gegeneinander-Ausspielen beherrscht uns.
Queere Liebe bedeutet in diesem Fall, Verbindungen zu schaffen. Mit Glitter wollen wir dafür queere Menschen möglichst vieler Couleurs in einer einzigen Zeitschrift vereinen: von Sexismus betroffene Flinta-Personen genauso wie Schwule mit Aids-Traumata und Queers mit Rassismus-, Antisemitismus-, Ableismus- und/oder Ageismus-Erfahrung.
Intersektionale Konflikte sind damit natürlich vorprogrammiert. Immer wieder haben sie es in unserer Geschichte geschafft, queere Bewegungen zu spalten und zum Erliegen zu bringen. Damit dies nicht schon wieder passiert, müssen wir nicht nur lernen, Dissonanzen besser auszuhalten, sondern Differenzen mit wohlwollender Neugier zu begegnen und uns darauf zu besinnen, was uns verbindet. Das ist es, was gelebte Vielfalt bedeutet. Und nicht zuletzt deshalb heißt die Glitter Glitter:
Die Attraktivität, die alles, was glänzt und glitzert, auf Kinder, Elstern und queere Menschen ausübt, dürfte vielen hier vertraut sein. Goldschmuck oder ein mit Silberfäden durchwirktes Kleid, das aus jedem Winkel, in jedem Licht anders schillert. Oder ein Pullover, dessen Pailletten-Muster sich verändert, wenn mensch drüberstreicht. Was glänzt, spiegelt die Umwelt wider, tritt mit ihr in Verbindung, spielt mit ihr. Was magisch funkelt, wirkt lebendig. Was schillert, kommt dem menschlichen Dasein viel näher als das Schwarz-Weiß-Denken, das uns mit vordergründiger Eindeutigkeit Sicherheit zu suggerieren versucht.
Genauso verhält es sich mit Literatur. Erst recht mit queerer. Sie lebt von Ambiguitäten, von Uneindeutigkeiten, die nicht als Ausflüchte benutzt werden, um sich abzuwenden, sondern als Grund, noch genauer, noch differenzierter, hinzuschauen.
Diese Art von Literatur erwartet Euch in der siebten Ausgabe der ersten und einzigen all-queeren Literaturzeitschrift im deutschsprachigen Raum:
Queere Literatur, die vom Schillern des Liebens und Lebens erzählt.
Und daher haben wir seit Anfang des Jahres mit viel Herzblut und dem absoluten Minimum an Geld darauf hingearbeitet, dass Euch auf den nächsten 133 Seiten ein Glitzersturm an Zärtlichkeit entgegenschlägt
👉 Patricia Hempel, Eva Zirker, Dana Lorenz, Huy Do und Donat Blum.
© Glitter – Die Gala der Literaturzeitschriften. Alle Rechte vorbehalten.
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